Wie die Gen Z den Mittelstand erobert – und umgekehrt
Die Generation Z erobert die Arbeitswelt. Sie kommt mit digitaler Expertise, Tatendrang und Wissenshunger – aber auch mit einer klaren Vorstellung von ihrem Arbeitgeber.
Die Generation Z, kurz „Gen Z“, macht sich bereit, die Arbeitswelt zu erobern. Eine spannende Generation: Rund um die Uhr erreichbar sein? Kein Problem. Aber nur, wenn der Arbeitgeber flexibel ist, ihre Werte vertritt und: vorzugsweise aus dem Mittelstand kommt. Die Young Professionals kommen mit digitaler Expertise, Tatendrang und Wissenshunger – aber auch mit einer klaren Vorstellung, wie das richtige Unternehmen für sie aussehen soll. Dabei geht es ihnen nicht nur um Gehalt und Karriere. Die HR-Abteilungen von kleinen und mittelständischen Unternehmen stehen jetzt vor der Herausforderung, der Gen Z gerecht zu werden – um die besten Köpfe für sich zu gewinnen. In einer von Zenjob durchgeführten Studie wurden unter 25-Jährige befragt, was ihnen wichtig ist und worauf sie bei der Jobsuche achten.
Work-Life-Blending statt -Balance
Eine der spannendsten Erkenntnisse der Studie: Für 70 Prozent der Befragten ist es völlig in Ordnung, auch an freien Tagen immer erreichbar zu sein. Der Großteil ihrer Vorgängergeneration, der „Millenials“, bevorzugt es, Berufliches und Privates klar voneinander zu trennen. Die Gen Z hat dagegen den Wunsch, die beiden Bereiche miteinander in Einklang zu bringen. Das Arbeiten darf Teil des Alltags werden, es braucht keine strikt getrennten Bereiche, kein Diensthandy – die Grenzen sind fließend. Daher spielt es für die unter 25jährigen auch immer weniger eine Rolle, wo sie arbeiten. Wichtig ist ihnen, dass sie das Verhältnis von Arbeit und Leben selbst bestimmen können und ihren eigenen Rhythmus finden dürfen – 83 Prozent legen Wert auf eine freie Zeiteinteilung.
Für beide Bedürfnisse sind digitale und flexible Strukturen erforderlich: Mithilfe von Cloud-Systemen zum Beispiel haben die Mitarbeiter jederzeit von überall Zugriff auf ihre Aufgaben und Informationen – und können arbeiten, von wo sie wollen. Setzt das Unternehmen zusätzlich auf eine flexible Kultur und misst eher an Performance statt Zeit, hat es bei der Gen Z gute Chancen. Für HR heißt das: Wer bei den Digital Natives punkten will, kommt nicht an der Flexibilisierung und Modernisierung der Arbeitsprozesse vorbei.
Der Mittelstand liegt im Trend
Gute Nachrichten für den Mittelstand: Bei den präferierten Unternehmensformen haben der Studie zufolge mittelständische Betriebe die Nase vorn, sowohl in der Gen Z als auch bei den Millennials: Rund ein Drittel der Befragten bevorzugen sie gegenüber Großkonzernen, Startups und einer selbständigen Tätigkeit. Die Gen Z möchte aktive Teilhabe an Prozessen und ein Recht auf Mitgestaltung haben, sie will sich mit dem Unternehmen identifizieren können.
Ein familiäres Umfeld in Verbindung mit einem sicheren Arbeitsplatz scheint also besonders reizvoll zu sein – Werte, für die der Mittelstand steht. Hier können Personaler ansetzen und in ihrer Kommunikation, beispielsweise bei Recruiting-Prozessen, die entsprechenden Vorteile, die Arbeitskultur und die Atmosphäre des Unternehmens deutlich hervorheben. Um die Generation Z zielgruppengerecht anzusprechen, ist es außerdem ratsam, den notwendigen Rahmen zur Umsetzung und Förderung von Ideen zu schaffen. Dieser besteht in einer offenen Unternehmenskultur: Wenn ein Unternehmen vielfältig aufgestellt ist und alle Perspektiven mit einbezieht, gehen innovative Ideen nicht im Alltagsstress unter.
Echte Werte statt Anpassung
Für viele junge Berufseinsteiger aus der Generation Z spielt es bei der Jobsuche eine große Rolle, welche Werte das Unternehmen lebt und inwiefern es Sinn für die Gesellschaft stiftet: Ihnen sind laut Studie zum Beispiel Ehrlichkeit, Kommunikation und Weiterentwicklung wichtig – auch soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit spielen große Rollen. Für Unternehmen zahlen sich Transparenz und Ehrlichkeit also aus – denn die in Zeiten von “Fake News” aufgewachsene Generation durchschaut leere Versprechungen schnell.
Führungskräfte und HR-Experten, die großen Wert auf eine offene Kommunikation legen, kommen entsprechend gut an. Junge Fachkräfte brauchen einen Sinn für ihr Tun und mögen keinen Stillstand. Interessant bleiben Unternehmen daher zum Beispiel, wenn sie Weiterentwicklungsmöglichkeiten in Aussicht stellen. So können sie junge Fachkräfte langfristig an sich binden. Die Gen Z will außerdem die größere Vision eines Betriebes sehen. Daher ist es ratsam, diese im Auftritt nach außen zu integrieren – sodass Führungskräfte und HR genau die Bewerber ansprechen, die zum Unternehmen passen.
Eine Formel für alle?
Die Erkenntnisse der Studie geben eine klare Richtung vor. Trotzdem ist es wichtig, dass Führungskräfte und HR-Experten eines im Hinterkopf behalten: Das eine Erfolgsrezept, um junge Fachkräfte anzuwerben und zu binden, gibt es nicht. Die Gen Z besteht, wie jede andere Generation vor ihr auch, aus Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich dennoch deutliche Trends und Anhaltspunkte ablesen, die dabei helfen können, diese Generation zu erreichen.
Die Digitalisierung der Arbeit und eine flexible Gestaltung der Prozesse stehen dabei auf der Prioritätenliste ganz oben und gelten unter dem Begriff “New Work” schon lange als essenziell. Spätestens durch die Pandemie sind sie noch stärker in den Vordergrund gerückt. Eine weitere Erkenntnis: Die klare und transparente Kommunikation eines Unternehmens, auch der eigenen Werte, und die Aussicht auf Weiterentwicklung kommen bei der Gen Z besonders gut an. Unternehmen, die sich an diesen Anhaltspunkten orientieren, werden bei der Rekrutierung junger Talente gute Karten haben.