Wertschätzende Kommunikation: Keine Option, sondern Pflicht!
Great Resignation und innere Kündigung schwächen auf Dauer den Erfolg eines Unternehmens. Mit der richtigen auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnittenen wertschätzenden internen Kommunikation erreichen Führungskräfte eine hohe Mitarbeiterbindung.
Neben der externen, nach außen und an Kunden sowie Geschäftspartner gerichteten Kommunikation, gibt es auch die interne Kommunikation, die sich überwiegend an Mitarbeiter richtet und unter anderem die Unternehmensziele transportiert. Sie ist für ein erfolgreiches Unternehmen entscheidend. Die Mitarbeitermotivation hängt maßgeblich von der richtigen Kommunikationsform ab – insbesondere von wertschätzender Kommunikation. Damit sie wirklich funktioniert, dürfen Führungskräfte nicht an den Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter vorbei kommunizieren.
Wertschätzende Kommunikation: Aufgabe von Führungskräften und HR
Zwar hat sich in dieser Hinsicht innerhalb der letzten Jahre vieles gewandelt, dennoch zielt interne Kommunikation häufig immer noch zu sehr auf marketingorientierte Aspekte und damit auf die Außenwirkung eines Unternehmens ab – Stichwort: Employer Branding. Indem Führungskräfte sich vermehrt auf die eigentlichen Bedürfnisse fokussieren, stärken sie die Motivation ihrer Mitarbeiter und beugen auch der stillen inneren Kündigung beziehungsweise des Fachkräftemangel, Mitarbeiterfluktuation und Great Resignation vor.
Neben den Führungskräften und Fachbereichen kann interne Kommunikation auch Aufgabe von Human Ressource sein, beziehungsweise einen eigenen Bereich bilden, der mit HR zusammenarbeitet. Das hängt von der Unternehmensgröße ab. Häufig bestimmt HR die interne Kommunikation zumindest mit.
Vorteile interner Kommunikation
Richtig angewandte interne Kommunikation trägt nicht nur zur Motivation bei, sondern sorgt auch für Transparenz und Effizienz. Letztendlich stärkt sie ebenfalls das Gefühl der Teilhabe und größerer Beteiligung aller – und zwar sowohl von oben nach unten als auch von unten nach oben. Ihre Funktion ist es, Dialoge im Unternehmen auf Augenhöhe zu halten und alle Hierarchien zu verbinden. „Interne Kommunikation ist das Schmiermittel, das heute ein Unternehmen zusammenhält“, sagt Claudia Michalski, Hauptgesellschafterin & Geschäftsführerin von OpenMind Consulting (OMC). Insgesamt erhöht sich dadurch die Mitarbeiterbindung.
Wertschätzende Kommunikation: Austausch auf Augenhöhe
Eine Form funktionierender interner Kommunikation ist die wertschätzende oder gewaltfreie Kommunikation. Claudia Michalski führt dazu aus: „Wertschätzende Kommunikation ist für Mitarbeiterbindung spielentscheidend. Nur dann merken Mitarbeiter, dass sie ernst genommen werden und bleiben eher im Unternehmen.“ Wenn Menschen spüren, dass sie wertgeschätzt werden und sich das im Dialog widerspiegelt, macht sie das offener für vertrauensvolle Gespräche und Informationen.
Hierzu gehört, dass man auf das Gegenüber eingeht und es nicht überfällt. Das Kernstück wertschätzender Kommunikation ist zu beobachten und wahrzunehmen, anstatt zu bewerten. Denn nur so kann man die Bedürfnisse des anderen erkennen und Missverständnisse vermeiden. Gerade in stressigen Situationen ist das wichtig, denn hier besteht das größte Potenzial, in Angriff und Widerstand zu verfallen. Das trennt kommunikativ mehr, anstatt zu verbinden. Deswegen sollte man auch in Ausnahmesituationen empathisch bleiben und lösungsorientiert kommunizieren.
Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg
Das bekannteste Modell gewaltfreier Kommunikation geht auf den US-amerikanischen Psychologen Marshall Rosenberg zurück. Demnach geht dem empathischen Umgang mit anderen das Wahrnehmen der eigenen Gefühle und Bedürfnisse voraus. Auf diese Weise kann man eindeutig kommunizieren und zu einer Lösung finden. Die vier Pfeiler dieses Modells sind:
- Beobachtung ohne Bewertung,
- neutrale Beschreibung der Gefühle,
- Artikulation von Bedürfnissen,
- konkrete Bitten formulieren.
Unternehmen können wertschätzende Kommunikation fördern und ein Klima schaffen, in dem Mitarbeiter sich sicher fühlen, über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Führungskräfte erreichen das unter anderem durch Interesse und Verständnis. „Gewaltfreie Kommunikation bewirkt, dass Menschen offen und auf Augenhöhe miteinander sprechen können“, sagt Claudia Michalski. „Ich würde das in Unternehmen als Pflicht für alle Führungskräfte einführen.“
Informelle Kommunikation analog und digital
Ein weiterer Aspekt interner Kommunikation ist die informelle Kommunikation oder der „Flurfunk“, der neben konkreten Mitteln der internen Kommunikation, wie beispielsweise das Intranet oder der Unternehmensblog, besteht. Informelle Kommunikation findet unter anderem in der Mittagspause oder in der Kaffeeküche statt. Sie lebt entsprechend von Kontaktpunkten und Gelegenheiten, wie auch Claudia Michalski betont. Derartige Möglichkeiten müssen in Unternehmen vorhanden sein. Auf diese Weise können Fragen und Aspekte unkompliziert auf dem kurzen Dienstweg geklärt werden, was sich auch positiv auf das Unternehmensklima auswirkt.
Bei Remote Work sind diese persönlichen Begegnungen zwar nicht möglich. Dennoch kann man auch über digitale Kommunikation bis zu einem gewissen Grad ein informelles Setting herstellen. Indem man unter anderem nicht nur aufgabenbezogen spricht, sondern auch über Privates, wie etwa den letzten Urlaub. Auch die Frage nach dem Befinden kann ein Mittel sein, um eine informelle Ebene in das Gespräch zu bekommen. In diesem Zusammenhang kann die wertschätzende Kommunikation auch bei internationalen Teams angewendet und in die interkulturelle Kommunikation integriert werden.
Keine standardisierte digitale Kommunikation
Persönliche Kommunikation ist dementsprechend im Unternehmen mindestens genauso wichtig wie diejenige über digitale Mittel. Allerdings ist bei Letzterer entscheidend, welche Mittel wie eingesetzt werden. Insbesondere Chatbots sind hier zu nennen, die sich zwar gut für standardisierte und wiederkehrende Themen, wie Daten und Fakten eignen, aber niemals die menschliche Ebene ersetzen können. Entsprechend sollten Chatbots nur ergänzend eingesetzt und die digitale Kommunikation nicht komplett automatisiert werden.
Fazit: interne Kommunikation fördern
Mit einer wertschätzenden internen Kommunikation erhalten Führungskräfte loyale Mitarbeiter, die nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern die die Unternehmensziele aktiv mittragen. Darüber hinaus wird eine hohe Mitarbeiterfluktuation vermieden. „Ich glaube, dass Great Resignation auch ein Phänomen ist, das durch wenig wertschätzende Kommunikation entsteht“, sagt Claudia Michalski. Indem Führungskräfte das Thema der internen Kommunikation eher früher als später angehen, stärken sie langfristig den Erfolg ihres Unternehmens.
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