Unternehmensübernahmen erfolgreich finanzieren
Wie viel Geld benötige ich und woher kommt es?
Die erfolgreiche Finanzierung einer Übernahme hängt davon ab, wie umfassend und genau Ihre Recherche und Planung sind und wie professionell Sie alle wichtigen Materialien vorbereiten.
Finanzierung heißt ja nicht nur, dass am Ende der Vorbesitzer den Kaufpreis bekommt, sondern muss sehr viel umfassender betrachtet werden. Schließlich benötigen Sie nach der Übernahme kurzfristig ausreichende finanzielle Mittel für Betriebsmittel, Anlauf- und Auftragsvorfinanzierungen sowie mittel- und langfristig für Neuinvestitionen.
Finanzierung heißt ebenfalls, Banken und Förderinstitutionen von Ihrem Vorhaben zu überzeugen. Schließlich werden Sie für die erfolgreiche Fortführung eines bestehenden Betriebs mit hoher Wahrscheinlichkeit fremdes Kapital benötigen. Es sei denn, Sie gehören zu der seltenen Spezies, die einen Firmenkauf allein aus Eigenmitteln stemmen kann.
Finanzierungsanfragen können in der Regel nicht innerhalb weniger Tage entschieden werden, sodass Sie dafür ausreichend Zeit einplanen sollten.
Kapitalbedarf oder wie viel Geld brauche ich zur Finanzierung?
Wenn Sie die Finanzierung Ihre Übernahme planen, ist die Frage nach dem Kapitalbedarf die erste, die Sie sich stellen müssen. Von der richtigen Beantwortung hängt letztendlich Erfolg oder Misserfolg Ihrer Unternehmensübernahme ab. Denn wenn Ihnen auf halber Strecke das Geld ausgeht, ist das Projekt stark gefährdet. Wofür also benötigen Sie finanzielle Mittel? Natürlich zuerst für die Bezahlung des geforderten Kaufpreises. Dieser muss auf einer professionellen Bewertung des Unternehmens basieren, damit Hausbank und andere Kreditinstitute mitspielen. Mit Phantasiepreisen, die sich manche Firmeninhaber vorstellen, haben Sie dort keine guten Karten.
Doch auch nach der Übernahme benötigen Sie ausreichende Mittel, um Aufwendungen des laufenden Geschäftsbetriebes wie Löhne, Gehälter und Sozialabgaben sowie die Bereitstellung von Betriebsmitteln zu bezahlen. Neue Aufträge müssen meist lange vorfinanziert werden, bis Kunden ihre Rechnung dafür begleichen. Besteht zusätzlicher Investitionsbedarf, zum Beispiel für eine Modernisierung, Neuausrichtung oder Expansion? Und was werden diese Maßnahmen kosten?
Der Kapitalbedarf für die Übernahme eines Unternehmens wird häufig unterschätzt und ist oft höher als bei einer Neugründung. Manchmal sind erhebliche Investitionen zu tätigen, um das Unternehmen auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Erst nach einiger Zeit stellt sich heraus, dass einige Produkte kaum noch konkurrenzfähig sind oder die Betriebseinrichtung doch älter ist als angenommen.
Finanzierung aus Eigenkapital und Fremdkapital
Ein Firmenkauf ohne Eigenkapital ist eine Herausforderung und wohl eher die Ausnahme. Allgemein geht man von etwa 20 Prozent Eigenkapital aus, das Sie beim Kauf eines Unternehmens einbringen sollten. Eigenkapital gibt es in den unterschiedlichen Formen. Neben Bargeld sowie Bank- und Sparguthaben zählen auch Sacheinlagen betriebsnotwendiger Güter wie Maschinen, Geräte, Fahrzeuge oder Einrichtungsgegenstände dazu. Eigenkapital können Sie als Darlehen Dritter, z.B. von Freunden oder der Familie, einbringen, oder Sie beleihen Ihren Haus- und Grundbesitz bzw. eine Lebensversicherung. Denken Sie bei der Bereitstellung von Eigenkapital für die Finanzierung daran, dass Sie ausreichende Mittel für Ihre persönliche Lebensführung und für Unvorhergesehenes einbehalten.
Zusätzlich zu Ihrem Eigenkapitaleinsatz werden Sie Fremdkapital benötigen. Hier gilt es genau zu recherchieren, woher diese Mittel kommen sollen. Der Geschäftskredit der Hausbank fällt sicher jedem ein, jedoch gibt es viele weitere Formen von Fremdkapital. So könnte Ihnen zum Beispiel der Vorinhaber eine Ratenzahlung auf den Kaufpreis gewähren, eine Art persönlicher Kredit, mit festgelegten Laufzeiten und Verzinsung. Eine weitere Möglichkeit sind Risikokapitalgeber. Dabei investieren entweder private Personen oder Firmen, meist Venture Capital Firmen, privates oder Anlegergeld in Ihr künftiges Unternehmen, wenn sie von dessen Wirtschaftlichkeit und Erfolg überzeugt sind.
Staatliche Fördermittel bei Unternehmensübernahmen
Der Staat unterstützt Existenzgründer durch vielfältige Förderprogramme. Spätestens hier sollten Sie sich fachkundig beraten lassen, entweder von Ihrer Hausbank oder einem Gründungsberater. Sowohl der Bund als auch die Länder haben in Deutschland viele unterschiedliche Programme zur Unterstützung von Existenzgründern aufgelegt. Ohne Vorkenntnisse ist es sehr schwierig zu entscheiden, welche für das eigene Vorhaben passend und hilfreich sind.
Im Folgenden deshalb nur ein kurzer Überblick über die wichtigsten Förderprogramme des Bundes, die Ihre Hausbank bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beantragen muss:
Die Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
1. ERP-Gründerkredit – StartGeld
Sie als Existenzgründer sowie kleine und mittlere Unternehmen können bis zu 100.000 Euro für eine Vollfinanzierung bekommen. Eigenkapital ist dafür nicht notwendig und die KfW unterstützt bei der Besicherung. Das Förderprogramm wird durch eine Rückzahlungsgarantie der EU ermöglicht. ERP bedeutet übrigens European Recovery Program und bezieht sich auf den Marshallplan.
2. ERP-Kapital für Gründung
Dieses Programm können Sie bis zu drei Jahre nach der Übernahme Ihres Unternehmens nutzen, um bis zur Hälfte Ihres gesamten Investitionsbedarfs zu finanzieren, und zwar bis zu einer Summe von 500.000 Euro. Allerdings müssen dafür 10 Prozent Eigenkapital vorhanden sein. Sicherheiten sind nicht erforderlich, die Laufzeit der Kredite beträgt 15 Jahre und getilgt werden muss erst nach dem siebenten Jahr.
3. ERP-Gründerkredit – Universell
Mit diesem Programm können Sie eine Vollfinanzierung über 500.000 Euro Ihrer Investitionen und Betriebsmittel bei der Unternehmensübernahme realisieren. Die KfW unterstützt bei der Besicherung, wenn das Unternehmen mindestens 2 Jahre am Markt ist.
Mit diesen drei wichtigsten ERP-Gründungs- und Nachfolgeprogrammen wurde 2017 insgesamt ein Fördervolumen von 3,8 Mrd. Euro erreicht. Nach Angaben der KfW entfielen etwa 40 Prozent oder 1,5 Mrd. Euro davon auf Zusagen für Unternehmensnachfolgen.
Neben den genannten Programmen der KfW unterstützt der Bund mit dem Mikrokreditfonds Deutschland und Bürgschaften die Finanzierung von Unternehmensnachfolgen. Auch die einzelnen Bundesländer haben eigene Förderprogramme, um die Sie sich gemeinsam mit Ihrer Hausbank bewerben können.