Unternehmen aufgepasst: Wearables sind mehr als Gadgets!
Sie waren der Renner auf der letzten ifa: Wearables, also Computersysteme, die am Körper getragen werden wie smarte Uhren und Datenbrillen. Mit besonderer Spannung erwartet wurde auch die Präsentation der Apple Watch, die dieses Jahr verfügbar sein wird. Keine Frage also: Wearables sind der große Trend am Mobile-Markt und einer der generellen großen IT-Trends (Lesen Sie dazu auch die Top IT-Trends 2015 von Peter Dewald). Sieben der zehn größten Smartphone-Anbieter sind in diesem vielversprechenden Bereich aktiv. Die Marktforscher von Deloitte gehen von einem weltweiten Umsatz mit Google Glass & Co. von drei Milliarden Dollar in diesem Jahr aus. Und dann folgt laut Juniper Research ein wahrer Boom: Für 2019 prognostiziert das Marktforschungsunternehmen einen Umsatz von über 53 Milliarden Dollar.
Allerdings stellen sich viele Unternehmer die Frage: Was haben diese Gadgets mit mir und meiner Firma zu tun? Die Antwort lautet: eine ganze Menge. „Es wird sich bald zeigen, dass der [etweet]Einsatz von Wearables im Unternehmen weit intensiver [/etweet]sein wird als im Consumer-Bereich, auch wenn über diesen im Umfeld von Fitnessarmbändern etc. bereits viel gesprochen wird“, sagt Achim Himmelreich, Partner beim Beratungsunternehmen Mücke, Sturm & Company. „Wearables sind in der Lage, viele Prozessabläufe im Unternehmen effizienter und schneller zu machen, ob das im Umfeld Industrie 4.0, in der Logistik oder im Medizinbereich ist.“
Brauchen Maschinenführer bald die Datenbrille?
Warum Wearables im Unternehmenseinsatz so gute Chancen haben, erklärt Rüdiger Spies, Independent Vice President Software Markets beim Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants (PAC): „Wearables zeichnen sich durch die Loslösung von einem festen Arbeitsplatz sowie von Tastatur und Bildschirm aus. Dies ermöglicht beziehungsweise unterstützt das Arbeiten in Situationen, die mehr Beweglichkeit voraussetzen als klassische Schreibtischtätigkeiten.“
Ein Beispiel dafür sind Wartungsarbeiten an komplexen Maschinen, bei denen vor allem Datenbrillen ihre Vorteile ausspielen können. Darauf ließen sich, so Spies, Wartungsstand und Wartungspläne einblenden. In der Medizin könnten Datenbrillen für Lehre und Weiterbildung eingesetzt werden, indem etwa Ärzte bei Operationen ihr Know-how weitergeben. Und Smartwatches haben das Potenzial, sich im Bereich Industrie 4.0 zu interessanten Devices zu entwickeln. Sie eignen sich zur Unterstützung in der Logistik, etwa zur Indoor-Navigation in komplexen Gebäuden, so Spies.
Droht die Mitarbeiterüberwachung?
Natürlich gibt es auch Einsatzszenarien, die weniger Begeisterung, sondern, im Gegenteil, Ängste hervorrufen. Stichwort Überwachung! So wird etwa diskutiert, ob und wie sich Smartwatches und andere Devices mit Sensoren, die Körperfunktionen messen, im Unternehmen einsetzen lassen. Eine Überlegung ist, dass Firmen für sportlich fitte Mitarbeiter weniger Krankenversicherung zahlen müssen. In einem anderen, nicht minder abschreckenden Szenario, tracken Wearables den Aufenthaltsort von Mitarbeitern im Unternehmen. Die Führungsebene bekommt so ein Bild davon, wie intensiv die Zusammenarbeit mit bestimmten Kollegen ist.
Wearables als ideale ERP-Hilfen
Vor solchen Anwendungsfällen bewahrt und ins Deutschland eine kritische Öffentlichkeit und ein strenges Datenschutzrecht. Trotzdem müssen sie in der Diskussion über Wearables in Unternehmen zur Kenntnis genommen werden. Jedoch stehen, vor allem unter dem Blickwinkel der Firmen-IT, andere Anwendungsszenarien im Vordergrund.
So geht Himmelreich davon aus, dass Wearables schon kurzfristig im Umfeld von Business Software wie ERP und Business-Intelligence-Systemen zum Einsatz kommen. Ein wichtiger Treiber dafür seien Daten, „damit eine sogenannte Predictive Analysis geleistet werden kann, die die Mitarbeiter proaktiv unterstützt. Und die ‚Daten-Hauptschlagader‘ eines Unternehmens sei eben in der Regel die ERP-Software.
Daher lautet Himmelreichs Fazit: „Die Anbindung von Wearables an das ERP-System ist damit eine zwingende Notwendigkeit.“
Von Hans-Thomas Hengl