Mit dem englischen Begriff Compliance wird das gesamte Regelwerk eines Unternehmens beschrieben. Auf Deutsch lässt er sich in etwa mit „Regeltreue“ umschreiben. Compliance umfasst einerseits gesetzliche und juristische Vorschriften des Landes, in dem das Unternehmen ansässig ist. Dazu gehören beispielsweise die Einhaltung von Tarifverträgen, von Mutterschutzurlauben und das Recht der Mitarbeiter auf Weiterbildung.
Doch diese offiziellen Vorschriften machen nur einen Teil der Compliance aus. Ein ebenso wichtiger Teil ist das Einhalten freiwillig festgelegter Richtlinien. Diese können schriftlich als Code of Conduct (Verhaltenskodex) festgehalten werden oder einfach nur als ungeschriebenes Gesetz bestehen. In der Compliance eines Unternehmens spiegelt sich oft das Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens und seiner Geschäftsführung wider.
Im Bereich der Mitarbeiterführung kann dies zum Beispiel die Beachtung einer sinnvollen Work-Life-Balance sein, z. B. indem festgelegt wird, dass kein Mitarbeiter zwischen Freitagabend und Sonntagabend geschäftliche Anrufe entgegen nehmen muss. Auch das Recht auf Sabbaticals oder das freiwillig ausgegebene Job Ticket können dazu gehören. Compliance bedeutet aber auch Rücksicht auf nachhaltige Produktionsmethoden und den Verzicht auf die Zusammenarbeit mit fragwürdigen Partnern, die beispielsweise Kinderarbeit oder Umweltzerstörung tolerieren.
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Compliance und die Korruption
Ein großes Thema in diesem Bereich ist die auch in Deutschland weit verbreitete Korruption. Das BKA verzeichnete 2021 etwa 7.400 Korruptionsstraftaten, von denen allerdings nur wenige tatsächlich bekannt werden. Wird Korruption jedoch aufgedeckt, kann der folgende Skandal zu einem massiven Imageschaden und enormen Kosten führen, die dem Unternehmen letztendlich weit mehr schaden, als die Bestechung zuvor genutzt hat.
Wie lässt sich Compliance im Unternehmen durchsetzen?
Eine Studie ergab, dass lediglich 36 % der Befragten überhaupt über die Compliance-Regeln ihres Arbeitgebers informiert waren. In kleinen und mittelständischen Unternehmen sind Informationsveranstaltungen und Workshops eine gute Möglichkeit, um das eigene Compliance-Regelwerk zu erläutern. Dabei kann den Mitarbeitern beispielsweise erklärt werden, dass schon die Annahme kleiner Geschenke von Kunden und Geschäftspartnern durchaus als Korruption gewertet werden kann, wenn sich der Geschäftspartner mit seinen Aufmerksamkeiten einen Vorteil verschafft.
Große Firmen setzen häufiger auf Compliance Officer oder Compliance Manager als Teil der Rechtsabteilung. Sie arbeiten u. a. mit der Personalabteilung und der Revision zusammen sowie bei Bedarf mit Behörden und Wirtschaftsprüfern, um Korruption bereits frühzeitig auf die Spur zu kommen und zu unterbinden.
Compliance in anderen Bereichen
Neben der Compliance im betriebswirtschaftlichen Sinne gibt es einen ähnlichen Code of Conduct auch für andere Branchen. In der Informationstechnologie spielt beispielsweise der Datenschutz eine große Rolle. In der Medizin wird das Wort Compliance für die Therapietreue des Patienten verwendet, d. h. die Einnahme der verordneten Medikamente oder der regelmäßige Besuch eines Therapeuten.
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