HR-Management und Lohnbuchhaltung

Hybrides Arbeiten oder Präsenz: Was ist produktiver?

Hybrides Arbeiten vs. Präsenzpflicht: Was bringt mehr Produktivität? Big Player wie Google, Tesla und SAP setzen wieder vermehrt auf Anwesenheit und Leistungskontrolle ihrer Mitarbeiter. Hatten wir uns davon nicht in Zeiten von New Work längst verabschiedet? Wir beleuchten die Kontroverse im aktuellen Artikel.

Die Corona-Pandemie hat die Dynamik der Arbeitswelt nachhaltig verändert – allen voran durch den Aufschwung des hybriden Arbeitens, also einem Mix aus Home-Office- und Büro-Tagen. Jetzt setzen immer mehr große Unternehmen wieder auf Anwesenheit, darunter Big Player wie Google, Tesla und Zoom. Die Idee: Rückkehr zur Präsenzpflicht für mehr Produktivität. War das nicht ein längst geschlossenes Kapitel in Zeiten von New Work?

Dahinter verbirgt sich mutmaßlich ein erhöhtes Kontrollbedürfnis auf Seiten der Arbeitgeber, die sich dem Druck gegenwärtiger Krisen ausgesetzt sehen. Aber ihre Mitarbeiter stehen auf einer anderen Seite: Etwa zwei Drittel der Angestellten möchte am liebsten teilweise im Büro und teilweise im Home-Office arbeiten, mehr als ein Fünftel sogar nur im Home-Office. Lediglich knappe 14 Prozent bevorzugen das Büro als dauerhaften Arbeitsplatz. Wie kann HR zu einer Versöhnung beitragen?

In diesem Artikel gehen wir auf folgende Themen ein:

Wunsch nach Flexibilität: Gen Z hält nichts von Präsenzpflicht

Die jüngsten Berufseinsteiger, Vertreter der sogenannten Generation Z (Gen Z), geben aktuell den Ton auf dem Arbeitsmarkt an. Schenkt man Experten und aktuellen Zahlen Glauben, ist ihr Anforderungskatalog an Unternehmen lang und beginnt in der Regel mit dem Wunsch nach flexiblen Arbeitszeitmodellen. Im Gegenzug sind sie bereit, schnell Verantwortung zu übernehmen, und gelten als besonders qualifiziert. Sobald sie Sinn und Erfüllung in ihrer Arbeit finden, zeigen also auch junge Fachkräfte – entgegen dem allgemeinen Eindruck – hohen Einsatz.

Für Arbeitgeber allerdings können sie einen sehr lauten, fordernden, wechselwilligen und illoyalen Eindruck machen. Sie hüpfen dem Anschein nach von Job zu Job, sobald ihnen etwas nicht so ganz passt. Kein Wunder, dass da der Wunsch nach mehr Kontrolle aufkommt. Aber ist eine Präsenzpflicht wirklich die Lösung? Veraltete Strukturen aufzubrechen, statt zu ihnen zurückzukehren, kann entscheidende Vorteile haben.

Hybrides Arbeiten: Vorteile und Grenzen

Hybride Arbeitsmodelle scheinen eigentlich der perfekte Kompromiss zu sein: Die Mitarbeiter verbringen einen Teil ihrer Arbeitszeit im Büro und sind die übrigen Stunden im Home-Office tätig. So schaffen Arbeitgeber eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gehen auf die Bedürfnisse junger Talente ein und müssen gleichzeitig nicht auf persönlichen Austausch und Meetings vor Ort verzichten. Das kann auch Kosten sparen, indem Unternehmen ihre Büroflächen effizienter nutzen.

Das Modell birgt aber auch Risiken, wenn die Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind. Dazu zählen vor allem eine moderne technische Ausstattung, der Einsatz digitaler Tools und eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen und Selbstverantwortung fußt. Nur wenn Führungskräfte sich auf ihr Team verlassen können, dieses sich untereinander abstimmt und niemand sich im Home-Office kontrolliert fühlt, schafft hybrides Arbeiten Zufriedenheit auf allen Seiten.

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Loyalität durch Präsenzpflicht? Fehlanzeige!

Von einer Rückkehr ins Büro erhoffen viele Führungskräfte sich jetzt eine Steigerung der Produktivität, Innovationskraft und eine stärkere Mitarbeiterbindung durch mehr persönlichen Austausch. Einmal davon abgesehen, dass das in der Realität oft nicht wirkt, ist dabei auch zu beachten, welches Signal sie ihren Mitarbeitern schicken. Besteht ein einseitiger Fokus auf maximierte Leistung, schafft das Frust, wie die aktuelle Diskussion um ein neues Bewertungssystem des DAX-Konzerns SAP zeigt. Dabei besteht nämlich die Gefahr, dass Angestellte den Eindruck bekommen, ihre individuellen Bedürfnisse werden „wegrationalisiert“. Die Folge: Schlimmstenfalls kündigen sie – zunächst im Stillen und dann auch auf Papier.

Wie hybrides Arbeiten sich auf die Produktivität von Angestellten auswirkt

Welche Maßnahmen schaffen nun tatsächlich ein besseres, produktives Arbeitsklima? Die Antwort ist wenig überraschend: Es kommt auf das Unternehmen und seine Mitarbeiter an. Fakt ist: Sowohl eine globale CISCO-Studie als auch eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts bestätigen die positive Auswirkung hybrider Arbeitsmodelle auf die Leistung von Angestellten. Aufgabe von HR ist es jetzt, die gerechtfertigten Bedürfnisse beider Seiten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – zu identifizieren und durch neue, individuell passende Strukturen zusammenzubringen. Die Verfasser der deutschsprachigen Studie bringen es auf den Punkt, wenn sie schreiben: „Die Arbeitswelt muss offenbar ein neues Miteinander kreieren, denn ein Zurück zu früher wird es nicht geben.“ (Fraunhofer-Institut 2023, S. 31).

Fazit: Vertrauen in die Mitarbeiter zahlt sich aus

Die Rückkehr zu einer allgemeinen Präsenzpflicht kann nicht die Lösung für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt sein. Unternehmen, die einen ausgewogenen Ansatz finden, der die Bedürfnisse der Mitarbeiter und die Anforderungen der neuen Arbeitsrealität berücksichtigt, schaffen sich einen klaren Wettbewerbsvorteil. Denn sie binden ihre Angestellten durch einen Vertrauensvorschuss und die Bereitschaft, sich auf moderne Modelle einzulassen – das motiviert die Belegschaft und fördert eine innovative und wertschätzende Unternehmenskultur.

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