Fachkräftemangel in Deutschland: Das große Buhlen um die Fachkräfte
Heutzutage müssten sich eigentlich die Unternehmen bei den Arbeitnehmern bewerben und nicht andersherum. Denn der Fachkräftemangel und demografische Wandel haben das Blatt gewendet, der Arbeitgeber- ist heute ein Arbeitnehmermarkt – eine herausfordernde Zeit für Personalentscheider im Mittelstand. Womit kann HR heute am besten beeindrucken?
In Zeiten des Fachkräftemangels bewerben sich Unternehmen um die Gunst qualifizierter Fachkräfte. Denn der Arbeitgeber- ist heute ein Arbeitnehmermarkt, der vom Fachkräftemangel in Deutschland bestimmt wird. Wenn die Bewerber also am längeren Hebel sitzen, müssen Personalverantwortliche besonders aktiv und kreativ werden, um ihre bestehenden Mitarbeiter zu halten und junge Talente – die Generation Z – anzuwerben. Womit können Personalentscheider und HR-Fachkräfte beeindrucken – über ein faires Gehalt, den kostenlosen Obstkorb und das Büroyoga-Angebot hinaus?
Der Artikel betrachtet folgende Punkte:
- Fachkräftemangel: Rekordwert an offenen Stellen
- Arbeitnehmer am längeren Hebel aufgrund des Fachkräftemangel
- HR-Aufgabe der Stunde: Jetzt ist ehrliche Reflexion gefragt
- Lernen ist in: Auch die Generation Z findet Weiterbildung gut
- Fazit: Alleinstellungsmerkmale bringen Unternehmen nach vorne
- Häufig gestellte Fragen zum Thema Fachkräftemangel
Fachkräftemangel in Deutschland: Rekordwert an offenen Stellen
Der demografische Wandel und – damit einhergehend – der Fachkräftemangel haben das Blatt gewendet. Laut Statistischem Bundesamt ist jede zweite Person in Deutschland älter als 45 Jahre und jede fünfte Person älter als 66 Jahre – also bereits über dem durchschnittlichen Rentenalter. Die Lebenserwartung steigt im Schnitt an, gleichzeitig folgt immer weniger Nachwuchs.
Hinzu kommt, dass in der heutigen digitalen und transformativen Arbeitswelt die Ansprüche steigen. Da grundsätzlich weniger Menschen diese erhöhten Ansprüche erfüllen können, befeuert die Digitalisierung den Fachkräftemangel zusätzlich. Jedes zweite deutsche Unternehmen hat Probleme, offene Stellen zu besetzen – das lässt sich im Fachkräftereport der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) nachlesen. Daraus resultieren Umsatzverluste, Mitarbeiterunzufriedenheit und -überlastung.
Arbeitnehmer am längeren Hebel aufgrund des Fachkräftemangel
Die Verhandlungsmacht liegt nun bei den Arbeitnehmern: Bewerber können die Suche nach einer Stelle selbstbewusster angehen und für Angestellte ist die Hürde nicht mehr so groß, den aktuellen Job zu verlassen. Dieser Macht ist sich vor allem die jüngste Generation an Erwerbstätigen bewusst. Zur sogenannten Generation Z zählen alle, die gegen Ende der 90er-Jahre oder danach geboren sind. Sie sind nicht nur besonders rar, sondern auch wechselfreudig und willensstark. Vor allem wünschen sie sich Sinn in ihrer Arbeit und Kommunikation auf Augenhöhe. Aber nach der Pandemie spielen auch Sicherheit und Stabilität eine immer größere Rolle – Themen, bei denen der Mittelstand punktet. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stehen für Verlässlichkeit. Außerdem sind in kleineren Betrieben die Entscheidungswege oft kürzer als in Konzernen. So können Personalentscheider agil auf die Veränderungen im Arbeitsmarkt reagieren. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich den Anforderungen der Mitarbeiter und der Generation Z sorgfältig zu stellen, um im großen Buhlen um die Fachkräfte wettbewerbsfähig zu bleiben.
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HR-Aufgabe der Stunde: Jetzt ist ehrliche Reflexion gefragt
Geht es um das Rekrutieren neuer Mitarbeiter, fällt schnell das Stichwort “Employer Branding”: Wie kann sich das Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber positionieren? Davor steht aber noch ein wichtiger Schritt: eine ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Arbeitsbedingungen und der Unternehmenskultur.
Im HR-Bereich geht es in erster Linie um Menschen und ihre Bedürfnisse – und diese wandeln sich mit der Zeit. Für Führungskräfte und HR-Entscheider lohnt es sich daher, sich ernsthaft den Wünschen ihrer Belegschaft zu widmen: Es geht nicht mehr nur darum, die regelmäßig anstehenden Mitarbeitergespräche hinter sich zu bringen, sondern tatsächlich darum, den Mitarbeitern zuzuhören, deren Wünsche ernst zu nehmen und im Bedarfsfall auch konkrete Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung anzubieten. Das kann dem Unternehmen am besten bei den zentralen Fragen helfen: Was machen wir richtig und was können wir verbessern? Wie schaffen wir eine gute Mitarbeiterbindung und erhöhen die Zufriedenheit im Unternehmen? Denn wirklich zufriedene Mitarbeiter sind im Fachkräftemangel der entscheidende Wettbewerbsvorteil für KMU: Sie bleiben langfristig, tragen ihre Zufriedenheit überzeugend nach außen, sind motiviert und produktiv.
Gibt es dabei eine „one-size-fits-all“-Lösung? Im Gegenteil: Auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse einzugehen, wird immer wichtiger. Es zählt, wie sich das Unternehmen als Arbeitgeber von der Konkurrenz abhebt: Wie stellt es sicher, dass die Zufriedenheit der Arbeitnehmer im Mittelpunkt steht? Ein Thema ist dabei hoch im Kurs: Weiterbildung.
Lernen ist in: Auch die Generation Z findet Weiterbildung gut
„Wir brauchen ein Jahrzehnt der Weiterbildung“, bringt der ehemalige Chef der Bundesagentur für Arbeit Detlef Scheele es in der WirtschaftsWoche auf den Punkt. Die digitale Transformation verändert die Anforderungen und benötigten Skills im Arbeitsleben – für viele ist es schwer, mitzuhalten. Aber sogar junge Talente haben eine schwierige Zeit hinter sich: Diejenigen der Generation Z, die gerade ins Berufsleben starten, haben ihren Abschluss inmitten der Corona-Pandemie unter herausfordernden Bedingungen gemacht. Auch wenn sie als Digital Natives wichtige Kompetenzen mitbringen, fühlen sich viele auf das Berufsleben nicht optimal vorbereitet.
Weiterbildungsangebote und Lernbudgets sind daher besonders vielversprechende Maßnahmen für KMU. Wer seine bestehenden Mitarbeiter aus- und weiterbildet, kann Personalengpässe intern lösen. Das gemeinsame Lernerlebnis steigert außerdem das Zugehörigkeitsgefühl im Team und bindet die Angestellten emotional an die Firma. Ihre Wünsche nach persönlicher Weiterentwicklung und Abwechslung erfüllen sich. Die Aufstiegschancen und Karriereoptionen sind wiederum auch für zukünftige Bewerber ein Anreiz. Und Personalentscheider können nicht nur das vorhandene Potential im Betrieb voll ausschöpfen, sondern auch bei der Suche nach neuen Talenten gezielter die benötigten Skills definieren. Viele gute Gründe, sich dem Thema jetzt zu widmen: Im Rahmen der Initiative WEITER.BILDUNG! bietet die Agentur für Arbeit Beratung und Förderleistungen an, um Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu unterstützen.
Fazit: Alleinstellungsmerkmale bringen Unternehmen nach vorne
Bei der Rekrutierung von dringend benötigten Fachkräften gilt es, die Alleinstellungsmerkmale des Unternehmens herauszuarbeiten. Was macht den Arbeitgeber aus? Wie werden die Mitarbeiter gefördert? Welche Weiterentwicklungsperspektiven bietet das Unternehmen an? Hier können geeignete Qualifikationsangebote für zukünftige Mitarbeiter einen entscheidenden Vorteil bringen. Die bestehenden Mitarbeiter sind dabei natürlich nicht aus dem Blick zu verlieren: Sie können erstens am besten sagen, welche Qualifikationen sie benötigen und auch, wie das Unternehmen insgesamt noch attraktiver für zukünftige Talente werden kann. Zweitens können auch sie Engpässe schließen, indem sie sich benötigte Kompetenzen durch Weiterbildung aneignen – das bindet die Mitarbeiter ans Unternehmen und stärkt die gesamte Belegschaft für die Zukunft.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Fachkräftemangel in Deutschland:
Warum fehlen so viele Fachkräfte?
Hauptursache für den Fachkräftemangel in den genannten Branchen ist der demographische Wandel in Deutschland. Im Jahr 2030 sinkt die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter auf einen Bestand von 45,9 Millionen, 2060 werden es dann nur noch 35,7 Millionen Erwerbsfähige sein.
Haben wir wirklich einen Fachkräftemangel in Deutschland?
Bis 2035 fehlen sieben Millionen Fachkräfte in Deutschland, laut dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. Dieser Fachkräftemangel wird häufig als das größte Problem des deutschen Arbeitsmarktes genannt.
Wie viele Fachkräfte fehlen?
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) blieben im Zeitraum von Juni 2021 bis Juli 2022 in Deutschland über 537.000 Stellen unbesetzt. Dabei fällt insbesondere der hohe Mangel an Fachkräften in den Bereichen Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Erziehung und Altenpflege auf.
Welche Fachkräfte werden in Deutschland gesucht?
Besonders deutlich wird der Fachkräftemangel im Bereich Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Erziehung und Altenpflege. Hier klafft die größte Lücke im Vergleich zu anderen Berufsgruppen und es handelt sich somit um die am stärksten betroffene Gruppe. Insbesondere in den Bereichen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik ist der Mangel am größten.