Candidate Experience: Messung und Optimierung des Bewerbererlebnis
In Zeiten des chronischen Personalmangels wollen Unternehmen gute Bewerber schon während des Bewerbungsprozesses begeistern. Mithilfe datengetriebener Candidate Experience kann das gelingen. Alle Infos dazu gibt es hier!
Unklare Stellenausschreibungen, komplexe Bewerbungsverfahren und langwieriges Warten auf Feedback nach dem Einstellungsgespräch – das kann sich in Zeiten des Fachkräftemangels kein Unternehmen mehr leisten. Es ist höchste Zeit, über Candidate Experience nachzudenken – und sie zu optimieren.
Lange Zeit standen beim Recruiting primär die Prozesse im Vordergrund: Die Bewerbung sollte schneller und noch effizienter werden. Durch das branchenübergreifende und deutschlandweite Problem des Fachkräftemangels aber wird klar, dass Bewerber nicht nur schnell gefunden und eingestellt, sondern vor allem gewonnen werden müssen. . 2022 fehlten rekordverdächtige 630.000 Fachkräfte laut dem Institut der deutschen Wirtschaft. Besonders betroffen waren die Bereiche Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung sowie Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik. Die Folge: Talente und begehrte Fachkräfte können sich nun das beste Jobangebot aussuchen. Unternehmen müssen sich im Kampf um Spitzenkräfte von ihren Wettbewerbern positiv unterscheiden, überzeugen und begeistern.
Im Artikel werden folgende Punkte betrachtet:
- Datengetriebene Candidate Experience: Das Bewerber-Erlebnis steht im Mittelpunkt
- Gutes Employer Branding erhöht die Chancen und Effizienz
- Ein einfaches Verfahren verbessert das Erlebnis
- Offene und freundliche Kommunikation bewährt sich
- Datengetriebene Candidate Experience: Daten liefern die Ansätze für die Optimierung
- Fazit: Gute Candidate Experience ist ein Gewinn für beide
- Häufig gestellte Fragen zum Thema Datengetriebene Candidate Experience
Datengetriebene Candidate Experience: Das Bewerber-Erlebnis steht im Mittelpunkt
Nicht nur bei Kaufentscheidungen, auch bei Bewerbungen macht das Erlebnis oft den Unterschied. Bewerbungen finden heute fast immer online statt und werden zum Großteil auch online abgewickelt. Der Begriff “Candidate Experience” beschreibt den Gesamteindruck dabei. Ab dem ersten Kontakt mit dem Unternehmen gilt es, den Bewerbern eine gute Candidate Experience zu bieten: Bewerber sollen bei der Interaktion mit dem Unternehmen positive Erlebnisse sammeln.
Die möglichen Kontaktpunkte mit einem Arbeitgeber sind heute so vielfältig wie noch nie: Neben klassischen Stellenanzeigen in Print oder Online-Jobbörsen oder beruflichen Netzwerken wie LinkedIn oder Xing gibt es auch Arbeitgeber, die auf allgemeinen Social Networks wie Facebook, Instagram, YouTube oder TikTok werben, um Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Weitere Kontaktpunkte gibt es dann bei den nächsten Schritten: Vom Bewerbungsformular über E-Mail und Messenger bis zum Jobinterview kommen verschiedene Medien und Kanäle zum Einsatz. Im Kontakt mit einem potenziellen neuen Arbeitgeber kommt es zu Berührungspunkten (engl. Touchpoints). Die Wahrnehmungen und Erfahrungen von allen diesen Kontaktpunkten ergeben dann einen Gesamteindruck, das Erlebnis (engl. Candidate Experience). Dieser Gesamteindruck entsteht im Laufe des kompletten Einstellungsverfahrens – von der Stellenausschreibung bis zur Bewerbung und der Kommunikation mit der Personalabteilung.
Gutes Employer Branding erhöht die Chancen und Effizienz
Wenn ein Unternehmen auf eine gute Candidate Experience achtet, steigen die Chancen deutlich, Spitzenkräfte fürs eigene Unternehmen zu gewinnen. Stellensuchende achten heute nicht mehr nur auf ein gutes Gehalt und Sozialleistungen. Viele andere Faktoren spielen eine Rolle – oft nach Alter, Branche und Zielgruppe unterschiedlich ausgeprägt:
- Was sind die Aufgaben in der ausgeschriebenen Stelle? (laut der Candidate Experience Studie von Stellenangzeigen.de für 64 Prozent der mit Abstand wichtigste Grund für eine Bewerbung)
- Wie ist die Lage des Arbeitsgebers und wie ist dessen Erreichbarkeit?
- Wie sind die Werte und Kultur des Arbeitgebers?
- Wie sind die Karrierechancen?
- Wird Weiterbildung im Unternehmen gefördert?
- Wie motiviert das Unternehmen seine Mitarbeiter und betont seine Wertschätzung für die Leistung? (zum Beispiel Flexibilität, Homeoffice-Regelungen, Kinderbetreuung, Überstundenausgleich, besondere Benefits)
- Wie hoch sind für viele Bewerber essentielle Themen wie Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Diversität im Unternehmen aufgehängt?
Die Gesamtwahrnehmung beginnt schon vor einer Stellenanzeige – zum Beispiel mit dem Auftritt bei Instagram, YouTube oder LinkedIn. Wenn ein Unternehmen nicht nur gutes Marketing betreibt, sondern regelmäßig mit Inhalten Einblicke ins Arbeitsleben gewährt, zum Beispiel warum es attraktiv ist, hier zu arbeiten, kann das schon vor der Stellenausschreibung ein positives Bild fördern. Zudem sprechen sich die Erfahrungen der Mitarbeiter schnell auf Bewertungsplattformen wie kununu.com herum oder lassen sich recherchieren – positiv wie negativ.
Hier gilt: Respektvoller Umgang, Mitarbeiterförderung und ein positives Betriebsklima zahlen sich aus. Gutes Employer Branding erhöht auch die Effizienz des Recruitings nachhaltig: Es verringert die Kosten für die Bewerbersuche und erhöht die Qualität: Unternehmen mit der stärkeren Arbeitgebermarke erhalten mehr Bewerbungen von höher qualifizierten Fachkräften bei gleichem Budget. So müssen sie weniger Recruiting betreiben, um eine Stelle zu besetzen. Ein gutes Ranking in Wettbewerben wie Great place to work zeigt nach außen: Hier arbeiten glückliche Mitarbeiter.
Ein einfaches Verfahren verbessert das Erlebnis
Die Gestaltung der Stellenausschreibung hat einen direkten Einfluss auf die Candidate Experience: Wenn Unternehmen die Stelle klar und prägnant beschreiben, viele Details bereitstellen – zum Beispiel welche Aufgaben genau auf die Bewerber warten und welche Qualifikationen und Fähigkeiten dafür gefragt sind, wird Frust auf beiden Seiten vermieden: Es werden sich hauptsächlich qualifizierte und passende Bewerber auf die Stelle melden – und schnell findet sich der richtige Bewerber.
Nach der Kommunikation können Arbeitgeber beim Bewerbungsverfahren viel gewinnen – oder verlieren. Umständliche und undurchsichtige Formulare, unnötig abgefragte Informationen und viel zu umfangreiche Unterlagen erzeugen eine große Hürde für die Kandidaten. Für Frust sorgt dann schlechte Kommunikation während des Prozesses: Wenn die Bewerber lange oder vergeblich auf Rückmeldung warten, verliert der potenzielle neue Arbeitgeber an Attraktivität – und womöglich macht ein anderer das Rennen. Zögern Sie nicht, für einen optimierten Prozess eine umfassende Bewerbermanagement Software einzusetzen.
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Offene und freundliche Kommunikation bewährt sich
Gute Employer Brands kommunizieren während des gesamten Prozesses mit den Bewerbern. Sie halten die Kandidaten über den Stand ihrer Bewerbung auf dem Laufenden und geben Sie ihnen rechtzeitig Rückmeldung, wie die Vorstellungsgespräche gelaufen sind. Sie zeigen den Bewerbern, dass sie ihre Zeit und Mühe zu schätzen wissen.
Die Gespräche selbst tragen auch viel zum Erlebnis bei. Die Recruiter sollten gut vorbereitet sein und die Bewerber zwar professionell, aber in einem angenehmen Umfeld empfangen. Das Gespräch selbst sollte nicht übermäßig lang ausfallen und natürlich sollte der Personaler keine Fragen stellen, die unangemessen sind oder in den privaten Bereich gehören.
Datengetriebene Candidate Experience: Daten liefern die Ansätze für die Optimierung
Websites und Onlineshops nutzen die Daten von Besuchen und Transaktionen, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Die Candidate Experience kann ebenfalls mit Daten optimiert werden. Doch woher nehmen, wenn die Bewerber von vielen verschiedenen Jobportalen auf eine Stellenanzeige aufmerksam gemacht wurden? Hier kann eine kurze Umfrage beim Onboarding der neuen Mitarbeiter helfen – etwa mit wenigen Fragen, unter anderem wie sie die Stellenanzeige gefunden haben, wie sie die Marke vorher wahrgenommen haben, welche Inhalte sie wo interessiert hat, welche Erwartungen sie mitbringen. So lernen Unternehmen die Journey vom Interesse bis zur Bewerbung besser kennen – und können Schwachstellen verbessern.
Eine wichtige Metrik für die Erfolgsmessung sind die Zahlen rund um die Stellenanzeige. Am besten lassen sich diese auf einer eigenen Website erfassen – und hier können Unternehmen mit den gleichen KPIs arbeiten wie Stellenportale: Wie viele Besucher hatte sie, wie viele davon haben sich beworben? Wie viele haben mitten im Bewerbungsprozess abgebrochen? Hier können auch Daten erhoben werden, mit welchen Endgeräten die Bewerber die Seite besuchen. Wenn viele davon Mobilgeräte sind, sollten die Formulare für die Bewerbung darauf optimiert sein. Wenn zu viele abbrechen: Hier könnten Nutzertests helfen, die zeigen, wo und warum die Kandidaten aufgeben oder die Motivation verlieren.
Eine weitere Messgröße ist die Zeit: Wie viele Tage vergehen von der Stellenausschreibung bis zu den Vorstellungsgesprächen und der Benachrichtigung? Zieht sich der Prozess zu lange hin? Könnte diese Zeitspanne verkürzt werden?
Fazit: Gute Candidate Experience ist ein Gewinn für beide
Bei der Candidate Experience denken viele aufgrund des Begriffs nur an das Erlebnis der Arbeitssuchenden. Die wird mit den genannten Strategien wesentlich verbessert, aber auch die andere Seite gewinnt enorm: Als Marke, als Arbeitgeber und im Gesamterfolg – weil sich das Unternehmen die besten Talente sichern, auf lange Frist ans Unternehmen binden oder schneller Lücken im Team mit qualitativen Kräften schließen kann. So wird Candidate Experience eine wichtige Säule in der Zukunftssicherung jedes Unternehmens.
Wie es nach der erfolgreichen Einstellung Ihres Wunschkandidaten weitergeht, lesen Sie hier.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Datengetriebene Candidate Experience?
Was versteht man unter Candidate Experience?
Die Candidate Experience beschreibt sämtliche Eindrücke und Erlebnisse, die ein Bewerber während des Bewerbungsprozesses mit einem Unternehmen sammelt. Dies umfasst alle Kontaktpunkte wie die Suche nach offenen Stellen, die Karriereseite des Unternehmens, den Bewerbungs- und Auswahlprozess sowie das Onboarding nach erfolgreicher Einstellung.
Was macht eine gute Candidate Experience aus?
Eine gute Candidate Experience zeichnet sich durch verschiedene Faktoren aus, die das Bewerbungs- und Auswahlverfahren für Bewerber positiv gestalten. Hier sind einige wichtige Elemente, die eine positive Candidate Experience ausmachen können: einfache und schnelle Bewerbungsprozesse, transparente und persönliche Kommunikation, authentisches Employer Branding, u.v.m.
Was bedeuten die Begriffe Candidate Journey und Candidate Experience?
Die Candidate Journey beschreibt den Weg und den Prozess einer Bewerbung, die Candidate Experience sind die Erfahrungen, die Bewerber*innen machen.