Digitale Transformation

Welche neuen Modelle der Unternehmensnachfolge sind im Trend?

Wege, die Unternehmensnachfolge etwas anders anzugehen

Vielleicht stehen Sie als Unternehmensnachfolger schon in den Startlöchern und haben alle Details Ihrer Nachfolge bereits geklärt. Oder aber Sie sind sich noch unsicher, ob die Übernahme überhaupt zu Ihnen passt und wenn ja, in welcher Form Sie diese umsetzen wollen:

  • Wie möchten Sie Ihre Geschäftsführung im Detail regeln?
  • Welche Change Prozesse wollen Sie anstoßen?
  • Wie machen Sie sich fit für die Zukunft und sichern das erfolgreiche Fortbestehen der Firma?

Ein Blick auf fünf Wege, die das klassische Nachfolge-Modell ergänzen und teilweise sogar ablösen, gibt Ihnen womöglich Denkanstöße und Inspiration.

1. Kooperation mit Startups

Kooperationsformen zwischen etablierten mittelständischen (Familien-)Unternehmen und jungen Startups bergen zahlreiche Vorteile: Die Unternehmen lernen und profitieren voneinander, ohne in der eigenen Struktur festgefahren zu sein. Verschiedene Blickwinkel, Unternehmenskulturen und Generationen begegnen sich untereinander. Das ist immer beliebter – vor allem aus Sicht der KMU.

Eine Studie des Wittener Instituts für Familienunternehmen (WIFU) hat jetzt auch die Perspektive der Startups in den Fokus genommen und fördert gewisse Hemmschwellen zutage: So wünschen sich zwar 47 Prozent der befragten Startups ein Familienunternehmen als Partner. Doch mehr als die Hälfte schrecken langwierige Entscheidungsprozesse oder unklare bis unangemessene Erwartungen der Zusammenarbeit ab. Dabei stimmt es zwar, dass unterschiedliche Mindsets das Krisenpotenzial erhöhen, aber dem können Sie durch klare Absprachen und transparente Kommunikation vorbeugen.

Eine Rolle spielen dabei ganz offenbar auch Vorurteile: Immerhin 15 Prozent der Befragten haben den Eindruck, Familienunternehmen seien unflexibel – ein No-Go in der Arbeitswelt der Zukunft. Was Hoffnung macht: Je mehr Erfahrung das jeweilige befragte Startup bereits mit Kooperationen hatte, desto besser ist auch der Eindruck eines solchen Geschäftsmodells.

Der Vorteil: Handlungsempfehlung Nummer eins der Studie ist, Stereotypen abbauen. Ihnen als Nachfolger gelingt das zum Beispiel, indem Sie sich durch gutes Personal Branding sichtbar machen.

2. Mehrgenerationenmodelle

Viele der Nachfolger, mit denen ich spreche, betonen gerade die Zusammenarbeit von Jung und Alt als besonders wertvollen Aspekt der Unternehmensübergabe. In die Arbeitswelt strömen laufend junge Köpfe mit neuen Eigenschaften und Ideen. Heutzutage sitzen oft fünf Generationen mit bis zu 50 Jahren Altersunterschied unter einem Firmendach.

Diese Diversität lässt sich systematisch in den Übergabeprozess einbauen: Sind zum Beispiel im Firmenbeirat alle Generationen aus der Belegschaft vertreten, kann ein wirklich fruchtbarer Erfahrungsaustausch entstehen. Auch in Familienunternehmen muss die Übergabe vom Elternteil ans Unternehmerkind nicht immer von jetzt auf gleich erfolgen, wie beispielsweise die Firma Hipp mit einem erfolgreichen Vater-Sohn-Führungsduo zeigt.

Der Vorteil: Ältere Mitarbeiter bringen einen ganzen Schatz an Branchenerfahrung mit, während die Digital Natives gerade im Thema Digitalisierung besonders fit sind.

3. Doppelspitze

Die Geschäftsführung in der Nachfolge nicht ganz allein, sondern in einer Tandemführung zu übernehmen, bietet ohnehin zahlreiche Pluspunkte. Gerade in Familienunternehmen mit einem Geschwisterpaar bildet das Modell eine Chance, die Firma in die familieninterne Nachfolge zu leiten, ohne dass übermäßiger Druck oder ein Konkurrenzgedanke entsteht.

Der Vorteil: Das Führungsduo kann sich nach Eigeninteressen und Fähigkeiten aufteilen und gegenseitig unterstützen: Denn zu zweit lassen sich die Fußstapfen der eigenen Eltern deutlich schneller und einfacher ausfüllen. Ich persönlich sehe im Modell der Doppelspitze einen Treiber für Innovation, multiperspektivischen Austausch und Diversität im Mittelstand.

4. External Corporate Venturing

Ein sehr aktuelles und immer beliebter werdendes Übergabe-Modell in Familienunternehmen ist das sogenannte External Corporate Venturing. Unternehmertochter und Wissenschaftlerin Dinah Spitzley berichtete kürzlich im Interview: „Die Junior-Generation erhält die Möglichkeit, ein Unternehmen außerhalb der Sphäre des Kernunternehmens zu gründen und dort die nötigen Erfahrungen zu sammeln und zu experimentieren – in Begleitung von Mitarbeitern des Familienunternehmens aus der Senior-Generation.“

Der Vorteil: Die Unternehmerkinder können sich zunächst selbst verwirklichen, eigene Fehler machen, ihren Führungsstil finden – und sich dann nach dem Ausprobieren für oder gegen die operative Geschäftsführung entscheiden.

5. Gesellschafter-Nachfolge

Die Unternehmensnachfolge muss aber nicht immer operativ sein. Wenn Sie beispielsweise als Unternehmerkind die Firma ihrer Eltern gerne im Familienbesitz behalten wollen, sich aber nicht in der Rolle der aktiven Geschäftsführung sehen, kommt für Sie vielleicht eine Gesellschafter-Nachfolge in Frage. Diese lässt sich auch mit einem weiteren flexiblen Modell verbinden: dem von den Mitarbeitern selbst geführten Unternehmen. So hat etwa CMC-Chef Peter Neumark eine Stiftung gegründet und übertrug dieser Anteile an seiner Firma. Die Erträge gehen jetzt direkt an die Belegschaft – eine großzügige und smarte Maßnahme der Mitarbeitermotivation.

Der Vorteil: Die Management-Entscheidungen liegen so beim Team, welches sowohl extrinsisch als auch intrinsisch motiviert ist, das Unternehmen zum Erfolg zu führen. Der Stiftungsrat kann weiterhin aus Familienmitgliedern bestehen.

Den eigenen Weg der Unternehmensnachfolge finden

Diese Liste ließe sich noch weiterführen, denn die Arbeitswelt der Zukunft ist agil. Jeden Tag prägen neue Entwicklungen, Innovationen und Technologien die New Work. Das gilt auch für die Unternehmensnachfolge, die nicht nach Schema F ablaufen muss.

Als Nachfolger bringen Sie sowohl persönlich als auch professionell zwangsläufig eine neue Struktur ins Unternehmen mit – also warum diesen, Ihren eigenen Stil nicht schon im Übergabeprozess einbringen? Und wenn Sie sich noch unsicher sind, welchen Weg Sie als Nachfolger gehen wollen: Gehen Sie in den Austausch – mit Gleichgesinnten, Beteiligten, externen Beratern – und profitieren Sie von den fruchtbaren Gesprächen in unserem Podcast. Wann immer sich Strukturen im Wandel befinden, halte ich es für das Beste, voneinander zu lernen.